Die Psychotherapie stellt ein wissenschaftlich fundiertes, eigenständiges Heilverfahren im Gesundheitsbereich dar, mit dem Ziel, psychische, psychosoziale und psychosomatisch bedingte Leidenszustände zu heilen oder zu lindern, innere sowie zwischenmenschliche Konflikte zu bewältigen und die persönliche Entwicklung und Gesundheit zu fördern. In Österreich ist die Ausübung von Psychotherapie im Psychotherapiegesetz geregelt und darf nur von entsprechend ausgebildeten Personen durchgeführt werden.
Zentral für das Gelingen von Psychotherapie ist eine positive, vertrauensvolle Therapiebeziehung zwischen Klientin/Klient und Psychotherapeutin/Psychotherapeut.
Die Systemische Therapie betrachtet den Menschen sowie seine Gesundheit und Krankheit im Kontext seines sozialen Umfeldes, wie etwa Partnerschaft, Familie, Freundeskreis, Beruf. Diese sozialen Systeme funktionieren unterschiedlich, jedes auf seine eigene Art mit speziellen Verhaltens- und Kommunikationsmustern. Symptome werden nicht als ein individuelles Merkmal einer einzelnen Person verstanden, sondern vielmehr als Teil eines größeren Zusammenhangs und als Ausdruck bestimmter Beziehungsdynamiken in sozialen Systemen. Die Vorgehensweise in der Systemischen Psychotherapie unterstützt den Prozess, dysfunktionale und belastende Interaktionsdynamiken sichtbar zu machen, um neue Perspektiven und Möglichkeiten für die Verbesserung der Lebensqualität zu erarbeiten.
Im Laufe unseres Lebens sind wir Menschen mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert, die manchmal als schwierig und belanstand erlebt werden können. Krisen erscheinen unüberwindbar und seelische Erkrankungen können den Lebensalltag stark einschränken. Im Rahmen einer Einzeltherapie wird gemeinsam versucht, ungünstige Interaktionsmuster und hinderliche Glaubenssätze sichtbar zu machen und andere Sichtweisen zu entwickeln. Durch die Aktivierung persönlicher Ressourcen wird die Klientin/der Klient dabei unterstützt, die für sich passenden Wege zu finden, alternative Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten und somit seelisches Leiden zu verringern.
Eine Paarbeziehung verändert sich mit der Zeit, sie durchlebt verschiedene Phasen und meistert diverse Herausforderungen des gemeinsamen Lebens. Unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse der Einzelpersonen können Spannungen verursachen, die den Beziehungsalltag belasten. Häufig führen sich wiederholende Kommunikationsmuster zu Konflikten, die sich immer mehr zuspitzen und sich durch gegenseitige Schuldzuweisungen und Kränkungen verfestigen – es entsteht das Gefühl, als Paar in einer Sackgasse gelandet zu sein.
Systemische Paartherapie bietet dem Paar die Möglichkeit, sich dieser krisenhaften Verhaltens- und Kommunikationsmuster bewusst zu werden und daraus entstandene Missverständnisse und Kränkungen zu lösen. Die Psychotherapeutin/der Psychotherapeut nimmt dabei eine neutrale Position ein und unterstützt das Paar dabei, neue Wege zu finden, um wieder eine Partnerschaft leben zu können, die für beide erfüllend ist. Manchmal geht es auch darum herauszufinden, ob es noch Sinn ergibt, zusammen zu bleiben.
Familien sind komplexe soziale Systeme, die in verschiedenen Konstellationen unser gesellschaftliches Bild prägen – ob „klassisch“ als Elternpaar mit gemeinsamen Kindern, ob als Patchwork Familie, als Alleinerziehende, als Familien gleichgeschlechtlicher Partnerinnen/Partner oder als Familien mit getrennt lebenden Familienmitgliedern.
Auseinandersetzungen und Konflikte gehören zum Familienleben und sind Ausdruck für Lebendigkeit und Entwicklung. Manchmal geraten Familien allerdings in Schwierigkeiten, vielleicht durch persönliche Ereignisse, Schicksalsschläge oder Einflüsse von außen. Es kann sein, dass sich konflikthafte Verhaltensweisen zeigen, die einzelne Familienmitglieder oder auch die gesamte Familie stark belasten und beeinträchtigen, sodass es immer schwieriger wird, miteinander zu kommunizieren und zu leben.
Die Systemische Familientherapie eröffnet durch die Einbeziehung der Familie oder einem Teil der Familie die Möglichkeit, den Sichtweisen und Bedürfnissen einzelner Familienmitglieder Raum zu geben, wodurch Probleme einzelner Personen oft besser verstanden und gelöst werden können. Es geht darum, das gegenseitige Verständnis zu stärken und Ressourcen der einzelnen Familienmitglieder zu nützen, um gemeinsam neue Wege der Kommunikation zu finden und das familiäre Gleichgewicht zu stabilisieren.